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IT-Fachkräfteinitiative für Hessen
Portal der hessischen Initiative für Fachkräfte in der Informationstechnologie
(2001-2003)

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IT an hessischen Hochschulen

Die Zahl der hessischen Studierenden innerhalb der Informatikfachgebiete hat sich seit 1996 mehr als verdoppelt. Waren im Wintersemester 1995/96 knapp 6000 Männer und Frauen eingeschrieben, so sind es im WS 2002/03 fast 13000 Personen, die in die etablierten Studiengänge und Neuerungen der Fachbereiche drängen. Auf dem Hintergrund der allgemeinen, internationalen Entwicklung der Branche soll hier auf die hessischen Verhältnisse zwischen 1995 und 2002 unter Berücksichtigung folgender Fragestellung eingegangen werden:

Wie hat der akademische Ausbildungsbereich des Landes die zurückliegende IT-Hochzeit für sich nutzen können? Wie wurde das Angebot hinsichtlich gewähltem Hochschultyp, Fächerschwerpunkt oder Studiengang angenommen? Welche Tendenzen lassen sich ausmachen im studentischen Verhältnis von Männern und Frauen, Theorie und Anwendung oder Universität und Fachhochschule?

Welches Qualifikationspotential resultiert künftig aus den hessischen Bemühungen im IT-Bereich?
Der statistische Langzeitschnitt zeigt einerseits die Wachstumsraten einer mittlerweile 30-jährigen deutschen Informatik und eine fortentwickelte Differenzierung (PDF, 9 KB) der sogenannten "Bindestrichinformatiken". Als Untergruppen jeweils verwandter Studienfächer dienen sie auch hier als ein erstes Raster inhaltlicher Systematisierung (PDF, 10 KB). (Die Subsummierung der hessischen Zahlen erfolgte nur in ähnlicher Form und nicht identischer Weise, da sich der Verteilungsschlüssel von Bundes- und Landesamt unterscheiden. Alle Indizes und Anteile wurden eigens berechnet). Arbeitsmarktrelevant jedoch waren in Hessen bis 2000 neben den "Kerninformatikern" nur die Absolventen (PDF, 15 KB) der Wirtschaftsinformatik, die mit einem beständigen Anteil um die 7 % als einzig alternative Fachgruppe auftraten. Der 2001 aber deutlich gesunkene Anteil der Hauptgruppe auf knapp 83 % läßt auf ein neues praxisrelevantes Studiengebiet schließen: Informations- und Wissensmanagement (FH Darmstadt; ehemals Information und Dokumentation) markiert somit den Wandel des künftigen Fachkräfte-Potentials.

So wurden allein von 1998 bis 2002 die etablierten Fächer um mehr als ein Dutzend neuer Studiengebiete resp. Abschlüsse erweitert. Neben der Kerninformatik und Wirtschaftsinformatik lassen sich 2001 vier weitere Gruppen unterscheiden: Medien-/Telekommunikation; Ingenieur-/Technische Informatik; Informations-/Wissensmanagement und Bioinformatik. Formal traten neben Diplom und Magister an den Fachhochschulen Bachelor und Master. Darüberhinaus verfolgt KOSI (Kooperativer Studiengang Informatik) als "kooperative" Nische seit 1999 ein Konzept integrierter betrieblicher Praxis. Für jeweils grenzüberschreitende Verflechtung sorgen die Master-Konzepte JEM (Joint European Master)und JIM (Joint International Master). Neue Aufbaustudiengänge bieten zudem kurzfristige Qualifizierungschancen. Nicht zuletzt sollen Akkreditierung und Evaluation mittels transparenter Kriterien helfen, die innovativen Kräfte auf verbindliche Mindeststandards zu verpflichten. Denn ob die Etikettierung den wirklichen Bedingungen oder eher Standort-Design entspricht, läßt sich wesentlich nur unter Berücksichtigung curricularer Standards und am Ende vor allem in der konkreten persönlichen Situation vor Ort prüfen. Das steigende Studentenzahlen keineswegs auf bessere Betreuungsschlüssel, den Ausbau lokaler Infrastruktur oder erneuerter Hardware schließen lassen, ist eine Binsenweisheit.

Was bleibt - statistisch betrachtet…
Während sich also die Gesamtzahl aller hessischen Informatik-Studenten seit 1995 mehr als verdoppelte, kündet der deutliche Anstieg der Absolventen (PDF, 14 KB) 2002 (664) gegenüber dem Vorjahr (507) und der sprunghafte Frauenanteil (von 9,2 % auf 13 %) vom Durchbruch des vergangenen Studienanfänger-Booms (PDF, 13 KB):

Denn im Wintersemester 02/03 besetzten "nur" noch 3303 Neulinge einen IT-Studienplatz, statt 3582 ein Jahr zuvor. Der gewählte Schwerpunkt (PDF, 21 KB) lag bis 1998 fast ausschließlich auf der Kerninformatik, doch schrumpfte deren Anteil auf unter 80 % zugunsten aller anderen Fächer. Vor allem die Wirtschaftsinformatik, die seit 1996 um die 6 % der Anfänger hatte, sowie die junge Medieninformatik konnten ihre Quoten auf 9,5 % resp. 5,1 % steigern.

Die drei neuen Gebiete der Jahre 00/01 konnten zusammen noch nicht mehr als 5,5 % für sich interessieren. Nach inhaltlichen Kriterien entzogen somit die sich um Eigenständigkeit bemühenden Abteilungen dem originären Fach in vier Jahren exakt 15 % der Studienanfänger.

Quantitativ betrachtet gilt der Blick jedoch dem Kernfach (PDF, 9 KB) und besonders den Bachelor-Studiengängen. Fokussiert man ausschließlich die grundständigen Studiengänge (PDF, 23 KB), konnten die neuen angloamerikanischen Abschlüsse innerhalb von vier Jahren 18,7 % der Anfänger für sich gewinnen. Dabei traten sie weniger in Konkurrenz zum Uni- als vielmehr dem FH- Diplom. So hat z.B. die FH Darmstadt ihren Diplom-Studiengang zum Wintersemester 99/00 aus dem Programm genommen. Erwähnenswert sind sicherlich noch die Weiterbildungsangebote, deren Anteil zuletzt zwar nur bei 3,2 % lag, die gleichwohl eine praxisrelevante Qualifizierung, zum Teil als Aufbaustudium, z.T. auch berufsbegleitend bieten können.

Innerhalb der Wirtschaftsinformatik (PDF, 10 KB) scheint sich ein ähnlicher Verlauf mit stärkerer Tendenz anzubahnen, verzeichnete doch das FH-Diplom in drei Jahren eine wachsende Quote auf 47 %. Doch als im Wintersemester 02/03 als drittes grundständiges im Bunde ein Bachelor-Studium (FH Frankfurt) angeboten wurde, legte es mit 29 % sogleich einen Blitzstart hin.

Zum Geschlechterverhältnis läßt sich sagen, daß durch die neuen Studienbereiche das Interesse der Frauen an der Kerninformatik schneller sinkt als bei den Männern. Wählten diesen 2000 noch 92 % der Frauen, sind es 2002 nur noch 74,5 %. Sie neigten dafür wieder mehr der Wirtschaftsinformatik zu (8,6 %), der Medien-/Telekommunikationsinformatik (6,0 %) sowie zu Informations-/Wissensmanagement (7,7 %).

Es verwundert kaum, daß hier und in der Bioinformatik auch die Frauenquoten (PDF, 19 KB) am höchsten, in der Ingenieur-/Technischen Informatik jedoch am niedrigsten waren (13 %). Wesentlich erscheint jedoch der relativ stabile Anteil der Kerninformatik (18 %) und der Wirtschaftsinformatik (17,6 %), die seit sechs Jahren für eine Gesamt-Quote (PDF, 13 KB) um 20 % sorgen.

Der Bindestrich - eine Übergangslösung ?!
Insgesamt hinterläßt der Informatik-Boom in Hessen ein formal und inhaltlich stark erweitertes, vielfältiges Qualifizierungssystem. Formal hinsichtlich der Zahl der Studien- und Prüfungsformen. Inhaltlich drängen IT-kompatible Disziplinen darauf, die etablierte Logik/Technik für sich zu nutzen, bzw. speziell diese als virtuelle oder hardwarenahe Vermittlungsstruktur daraufhin anzuwenden. So zeigt sich diese nicht zuletzt im Erfolg, wirtschaftliche Anschlußfähigkeit - für Absolventen und Abnehmer - herstellen zu können. In Inhalt und Gestalt von flexiblen Fachhochschulen und straff organisiertem Bachelor will die neue/alte Hochschulstruktur dem Vermittlungsproblem vom Bindestrich, von Theorie und Praxis entgegen kommen. Die deutliche Akzeptanz und starke Nachfrage der neuen, auf Anwendung zielenden Studienangebote scheint das Engagement zu bestätigen, so daß diese Aufbruchstimmung möglicherweise auch in mageren Zeiten durchgehalten werden kann.
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